Mit Naturmaterialien gefärbte Stoffe sehen nicht nur wunderschön aus: Du kannst mit ihnen auch alten oder vergilbten Stoffen zu einem zweiten Leben verhelfen. Weiterverarbeitet werden mit Naturmaterialien gefärbte Stoffe zu handgefertigten Unikaten, die an Zauber und Charme ihresgleichen suchen.
Naturfarben – selbstgemachte Unikate aus Pflanzen
Mit Naturfarben zu färben, ist aus vielen Gründen reizvoll: Nicht nur entstehen dabei harmonisch-schöne Stoff-Unikate, mit denen du lange Freude haben wirst. Färben mit Naturmaterialien ist zudem Zero Waste und funktioniert ganz ohne schädliche Chemie: Denn durch eine natürliche Beize und pflanzliche Farbstoffe, die du selbst herstellen kannst, erhalten Stoffe natürliche Farbtöne – durch die Power aus der Natur!
Jeder Pflanze wohnt dabei ihr ganz eigener Färbe-Zauber inne. Wer hätte schon gedacht, dass aus Avocadoschalen und -kernen ein wunderschöner Rosaton entsteht? Besonders an Naturfarben ist auch das Gesamtergebnis: Denn natürliche Farben harmonieren wunderbar miteinander und lassen sich somit auch in Kombination gut weiterverarbeiten – ob als Patchworkdecke oder buntes Kleidungsstück.
Welche Stoffe eignen sich, um Stoffe mit Naturmaterialien zu färben?
Zum Färben mit Naturfarben eignen sich insbesondere Leinen- oder Baumwollstoffe. An ihnen können Naturfarben gut haften. Für meinen ersten Versuch habe ich ein gut erhaltenes, altes Leintuch aus Leinen aus dem Second Hand Laden verwendet. Ungeeignet sind synthetische Stoffe wie Polyester, da die Naturfarben daran nicht gut haften können.
Mit welchen Naturmaterialien kann man Stoffe färben?
Kaffee & Schwarztee
Avocadokerne & - schalen
Grüne Walnüsse
Holunderbeeren
Rainfarn
Selbstverständlich eignen sich aber auch andere Pflanzen über diese Aufzählung hinaus zum Färben mit Naturmaterialien. Empfehlungen aus meiner Instagram-Community beinhalteten:
- Brennnessel (Grauton)
- Zwiebelschalen (orange bis braun)
- Rote Beete (lila bis rötlich)
- Curcuma (gelb)
- Spinat (hellgrün)
Der Färbezauber beginnt
Anleitung: Stoffe färben mit Naturmaterialien
1. Die Stoffe beizen
Lege die sauberen (vorher waschen) Stoffe zur Vorbereitung aufs Färben für 24 Stunden in ein Bad aus Sojamilch und Wasser (Verhältnis 50:50). Die Sojamilch dient dabei als Beize, damit die Stoffe die Farbe später auch gut aufnehmen können.
Andere Anleitungen schlagen vor, die Stoffe in Sojamilch pur einzulegen. Bei mir hat es mit der Sojamilch-Wassermischung allerdings auch gut geklappt.
Innerhalb der 24 Stunden die Stoffe ab und zu umrühren. Wenn die 24 Stunden um sind, holst du die Stoffe aus der Sojamilch-Beize und spülst sie kurz mit kalten Wasser aus.
2. Das Färbebad vorbereiten
Während die Stoffe in der Sojamilch gebeizt werden, kannst du schon das Färbebad vorbereiten. Bis es zum Färben von Stoffen verwendet werden kann, dauert es nämlich ebenfalls 24 Stunden. Das Färbebad besteht jeweils aus Wasser und den gewünschten Naturmaterialien. Und so setzt du das Färbebad an:
Für den Farbsud aus Kaffee & Schwarztee habe ich in 3 Litern Wasser + 1 Liter Kaffee 12 Teebeutel Schwarztee aufgebrüht. Du kannst den Stoff auch jeweils mit Schwarztee oder Kaffee allein färben: Für einen Kaffee-Färbesud setzt du einfach Kaffee auf – am besten doppelt so stark gebrüht, wie du ihn normal trinken würdest. Für Schwarztee pro Liter Wasser 4 Teebeutel einrechnen. Die Teebeutel habe ich 24 Stunden im Sud ziehen lassen. Nach 24 Stunden habe ich die Teebeutel entfernt – nun ist das Färbebad bereit für den Stoff.
Um Stoffe mit Avocados zu färben, brauchst du Avocadokerne und -schalen. Die Kerne und schalen reinigst du vorsichtig, damit sich keine Avocadoreste mehr daran befinden. Auf eine Menge von 4 Litern Wasser habe ich für dieses Färbebad die Kerne und Schalen von 6 Avocados verwendet und 1 Stunde lang leicht simmern (nicht kochen) lassen. Der entstandene Sud hat dann eine Farbe irgendwo in der Nähe von einem rostigen Braun. Den Sud 24 Stunden lang ziehen lassen, dann die Kerne und Schalen entfernen. Nun kann der Stoff ab ins Färbebad!
Für den Farbsud aus Holunderbeeren habe ich 300 Gramm Holunderbeeren in 4 Litern Wasser aufgekocht, eine halbe Stunde köcheln lassen. Danach zieht der Sud für 24 Stunden. Im Anschluss können die Beeren abgesiebt werden – nun ist das Färbebad bereit, um den Stoff zu färben.
Für den Farbsud aus Rainfarn habe ich 300 Gramm Rainfarndolden in 4 Litern Wasser aufgekocht und für etwa eine Stunde leicht köcheln lassen. Danach die Dolden im Sud für 24 Stunden lang ziehen lassen. Nach 24 Stunden den Rainfarn abgesieben, in ein Stoffsäckchen gegeben und gemeinsam mit den Stoffen zurück ins Färbebad legen (so wird das Färbeergebnis gleichmäßiger).
Für den Farbsud aus noch grünen Walnüssen habe ich 4 Liter Wasser und 300 Gramm Walnüsse verwendet. Die Walnüsse habe ich im Wasser aufgekocht und ca. 1 Stunde vor sich hin köcheln lassen. Danach zieht der Sud mit den Walnüssen für 24 Stunden. Im Anschluss werden die Walnüsse aus dem Wasser geholt – nun kann der Stoff ins Färbebad.
3. Die Stoffe im Färbebad färben
- Schritt 1: Nachdem das Färbebad vorbereitet wurde, kannst du die Stoffe in den Sud legen und Sud inklusive Stoff kurz aufkochen lassen.
- Schritt 2: Den Stoff im Sud unter gelegentlichem Rühren etwa eine Stunde lang leicht vor sich hin köcheln lassen. Im Fall der Avocado solltest du den Sud nie aufkochen – er sollte lediglich leicht simmern.
- Schritt 3: Nach etwa einer Stunde den Topf vom Herd nehmen und den Sud auskühlen lassen. Der Stoff zieht nun für mindestens 24 Stunden (besser 48 Stunden) im Färbebad.
4. Die Farbe im Essigbad fixieren
Nach mindestens 24 Stunden kannst du den Stoff aus dem Färbebad holen. Wenn dir die Farbe noch nicht kräftig genug erscheint, koche den Sud mitsamt Stoff noch einmal auf und lasse ihn dann weitere 24 Stunden ziehen. Stoff aus dem Färbenbad nehmen und für 30 Minunten in ein Essigbad legen. (Apfel-)essig kann dabei helfen, die Farbe zu fixieren und langfristig zu erhalten.
5. Den Stoff waschen & trocknen
Nach dem Essigbad kannst du den Stoff mit kaltem Wasser ausspülen, bis kaum noch überschüssige Farbe austritt. Zum Abschluss mit (sehr wenig) sanftem Waschmittel im Wollwaschprogramm (kalt) waschen und anschließen Lufttrocknen. Nun ist dein mit Naturmaterialien gefärbter Stoff ist nun für die Verwendung bereit!
Beachte: Die Stoffe erscheinen im nassen Zustand immer wesentlich dunkler, als sie dann getrocknet tatsächlich sind. Lasse die Stoffe daher vorsichtshalber immer ein wenig länger im Färbebad, damit das Farbergebnis intensiver wird.
Do's & Dont's für mit Naturfarben gefärbte Stoffe
Damit du lange Freude mit deinen selbstgefärbten Stoffen hast, wasche sie im Kaltwaschgang und wenn möglich, ohne aggressives Schleudern. Lasse sie nicht lang in der prallen Sonne hängen. Auch der Trockner sollte für mit Naturmaterialien gefärbte Stoffe nicht zum Einsatz kommen. So bleiben die Farben lange frisch und klar.
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